Im Interview: Lucas Funari, Technischer Vertriebsingenieur bei HUBER do Brasil

09.02.2022
Lucas Funari arbeitet bei HUBER do Brasil, der brasilianischen Tochtergesellschaft der HUBER SE, und unterstützt seit September 2021 das Team Vertrieb Americas am Unternehmenssitz in Berching. Im Interview spricht er unter anderem über seine Tätigkeit bei HUBER, was ihn als bekennenden Naturliebhaber bei der täglichen Arbeit antreibt und wie es ist, für ein weltweit agierendes Unternehmen mit über 150-jähriger Geschichte zu arbeiten.

Lucas Funari hat seine Naturverbundenheit zum Beruf gemacht: hier entspannt er am Kanal bei Berching.

Daneben gibt er private Einblicke und erklärt seine „Vorliebe“ für den kalten deutschen Winter und warum es ihm die bayerischen Biergärten besonders angetan haben.

„Was mich jeden Tag antreibt? Die besten Technologien zur Abwasser- und Schlammbehandlung nach Brasilien zu bringen“

 
HUBER Kommunikation: Hallo Lucas, auch auf diesem Wege nochmals herzlich willkommen am HUBER-Unternehmenssitz in Berching. Du bist von HUBER do Brasil, der brasilianischen Tochtergesellschaft, vor kurzem zu uns gekommen. Wie lange bist du nun schon bei der HUBER SE und wie lange wirst du hier in Deutschland bleiben?

Lucas Funari: Dank für die Willkommens-Worte! Ich habe am 15. September 2021 bei HUBER in Deutschland begonnen und werde ein Jahr lang bleiben, bis September 2022.

Was waren die Gründe, dass du zu uns nach Deutschland gekommen bist?

Lucas Funari: Der Hauptgrund war der gegenseitige Wissensaustausch mit unserer Muttergesellschaft hier in Deutschland, sowohl im Bereich der Maschinentechnik als auch im Projekt- und Vertriebsmanagement. HUBER Brasilien hat die Möglichkeit erkannt, ein langfristiges Schulungsprojekt zu entwickeln und brachte diese Idee bei HUBER in Deutschland ein. Das Unternehmen hat die Idee vom ersten Moment an unterstützt.

Wie kann sich der gegenseitige Wissensaustausch künftig gestalten und welche Erfahrungen willst du in Zukunft bei HUBER Brasilien einbringen?

Lucas Funari: Die Erfahrungen vor Ort in Deutschland – unter anderem mit dem Zusammensein im Büro, spezifischen Schulungen, Besichtigungen von Anlagen, der Besprechung von Projekten und Verträgen – werden dazu beitragen, die Werte der HUBER SE zu stärken und in Folge auch meine Arbeit bei HUBER Brasilien zu verbessern.

Was waren deine Aufgaben bei HUBER do Brasil und welche Tätigkeiten übernimmst du nun am Unternehmenssitz in Berching?

Lucas Funari: Da ich wegen der Pandemie seit März 2020 von zu Hause aus arbeiten muss, führe ich meine Aufgaben in Brasilien weiter, während ich hier in Deutschland bin. Aber jetzt noch schneller und agiler, um die Angelegenheiten mit Deutschland zu lösen. In Brasilien gehörte es zu meinen Aufgaben, neue Projekte zu akquirieren, Kunden zu besuchen, Ausrüstungen und Prozesse zu dimensionieren, technische und geschäftliche Angebote auszuarbeiten, neue Projekte zu verkaufen und die verkauften Projekte zu verwalten, vom Verkauf bis zur Lieferung vor Ort.

Wie hat dich das Team aufgenommen und wie waren die ersten Monate?

Lucas Funari: Der Empfang durch meine Kollegen war unglaublich und hat mir die Eingewöhnung und den Start bei HUBER Deutschland sehr erleichtert. Ich hatte tolle Unterstützung von den Kollegen, mit denen ich bereits von Brasilien aus zusammengearbeitet hatte, vom Team Vertrieb Americas und auch von der Personalabteilung, die für die praktische Organisation meiner Ankunft zuständig war. Ich bin auch einem Kollegen aus der Abteilung Industrie sehr dankbar, der mir mit lokalen Tipps sehr geholfen und mir sogar zwei Fahrräder geliehen hat, um die Region zu erkunden. Da ich am Ende des Sommers angekommen bin, konnte ich einige Nachmittage mit meinen Kollegen in den berühmten Biergärten verbringen.

Die Umstellung und die Organisation deines Aufenthalts waren sicherlich sehr aufregend.

Lucas Funari: Der erste Monat, den ich in Deutschland gelebt und gearbeitet habe, war ziemlich intensiv, mit vielen neuen Dingen sowohl im persönlichen als auch im beruflichen Leben. Aber ich verspüre ein Gefühl großer Dankbarkeit für diese unglaubliche Gelegenheit und habe den Wunsch, jede Sekunde so gut wie möglich zu nutzen.

Was und an welcher Universität hast du studiert und konntest du vor deiner Zeit bei HUBER schon berufliche Erfahrungen sammeln?

Lucas Funari: Ich habe Umwelttechnik an der Escola Politécnica da Universidade de São Paulo (Polytechnische Abteilung der Universität São Paulo, Anm. d. Red.) studiert. Bevor ich zu HUBER Brasilien gekommen bin, habe ich ein Jahr lang an der Universität gearbeitet und an Pilotanlagen mit Ultrafiltrationsmembranen für die kommunale Abwasserreinigung geforscht. Später, noch während des Studiums, habe ich als Praktikant in einem Ingenieurbüro namens Sharewater im Bereich Planung, Bau und Betrieb von Kläranlagen begonnen. Nachdem ich 2016 mein Studium abgeschlossen hatte, begann ich als Ingenieur bei Sharewater, wo ich an einem Projekt einer Anlage von HUBER (BioMem Membranen) beteiligt war. So hatte ich die Gelegenheit, HUBER Brasilien kennenzulernen. Das Unternehmen hat mich dann später eingeladen, in deren Büro zu arbeiten, wo ich seit Juli 2018 bin. Das war sehr cool, denn bevor ich bei HUBER Brasilien gearbeitet habe, war ich ihr Kunde!

Hast du dich schon gut in Deutschland eingelebt und was war bisher die größte Umstellung für dich?

Lucas Funari: Die größte Umstellung ist die Sprache, die ich seit Februar 2020 lerne, die es aber sehr schwierig macht, mit der lokalen Kultur besser zu interagieren. Neben der Sprache ist auch das Klima eine große Umstellung, denn wir in Brasilien haben weder so kalte Temperaturen noch so kurze Tage im Winter. In Brasilien scheint am „schlimmsten“ Tag des Winters zwischen 7 und 18 Uhr noch die Sonne und die Temperaturen sinken selten unter zehn Grad. Ich bin etwas besorgt über den deutschen Winter, aber das ist Teil der Erfahrung.

Und wenn du nicht in der Arbeit bist – hast du schon Freizeitaktivitäten gefunden?

Lucas Funari: Ja, außerhalb der Arbeit genieße ich Aktivitäten im Freien, besonders Wandern, Spazierengehen und Radfahren. Außerdem besuchen wir an den Wochenenden sehr gerne die historischen und mittelalterlichen Städte hier in Deutschland. Rothenburg ob der Tauber war eine davon, die wir sehr schön fanden, ganz anders als das, was man in Brasilien findet. Da wir am Ende der Sommersaison ankamen, konnten wir auch die Biergärten genießen und wir verstehen jetzt, warum sie den Deutschen so gut gefallen: es ist wirklich sehr angenehm, in der Sonne zu sitzen und ein gutes deutsches Bier in guter Gesellschaft zu genießen.

Kommen wir zurück zur Arbeit: Was treibt dich jeden Tag an, was würdest du als deinen „Purpose“ bezeichnen?

Lucas Funari: Ich denke, das ist der Wille, die besten Technologien zur Abwasser- und Schlammbehandlung nach Brasilien zu bringen. Diese sind in den am weitesten entwickelten Ländern bereits Realität, für Brasilien aber noch ein entfernter Traum. Dahinter steht natürlich die Absicht, durch die effiziente Behandlung kommunaler und industrieller Abwässer einen – wenn auch kleinen – Beitrag zum Erhalt der Gewässer in Brasilien zu leisten.

Und welchen Beitrag kann HUBER deiner Meinung nach hier leisten?

Lucas Funari: Ich sehe die HUBER SE als einen wichtigen Akteur für die Verbesserung der brasilianischen Situation in Bezug auf Technologien und Prozesse der Abwasserbehandlung, insbesondere bei der Wiederverwendung von Ressourcen, wie zum Beispiel Klärschlamm. Meine oberste Motivation ist es, mehr über diese Technologien zu lernen und sie in den Projekten, die wir in Brasilien bearbeiten, anzuwenden.

Wir hören heraus, dass du dich bei HUBER sehr wohl fühlst. Wie nimmst du die globale HUBER-Familie wahr und was würdest du als das „einende Band“ bezeichnen?

Lucas Funari: Ein Teil der Erfahrung und der Ziele meines Arbeitsjahrs in Deutschland besteht gerade darin, die HUBER-Familie besser kennenzulernen, insbesondere den Unternehmenssitz in Berching. Ich denke, das wichtigste verbindende Element ist die Diversität der globalen HUBER-Familie. Wenn wir die Vielfalt der Kulturen, Sprachen, Traditionen und Geschichten aller Länder betrachten, in denen die HUBER SE präsent ist – entweder mit Tochtergesellschaften, wie in Brasilien, oder mit Vertretungen – sehen wir die wahre Stärke unseres Unternehmens: wo jede Kultur auch zum Wachstum von HUBER als Ganzes beiträgt und uns lehrt, offener und toleranter gegenüber anderen zu sein.

Schauen wir zum Abschluss auf das nächste Jahr: 2022 feiert HUBER sein 150-jähriges Firmenjubiläum. Wie ist es für dich, in einem Unternehmen mit einer so langen Tradition zu arbeiten?

Lucas Funari: Jedes Mal, wenn ich mich daran erinnere, bin ich immer noch erstaunt, wie groß die Geschichte von HUBER ist. Ich finde es großartig, in einem Unternehmen mit einer so langen Tradition und einer weltweiten Präsenz arbeiten zu können. Das Unternehmen, für das ich zuvor gearbeitet habe, war sehr klein und hatte dementsprechend kleine Projekte. Die Umstellung zu HUBER war also sehr groß und sehr schön, vor allem, weil man große Projekte abwickelt und auf all die Erfahrung zählen kann, die in der 150-jährigen Geschichte gesammelt wurden. Das gibt mir viel Sicherheit und Ruhe, um Entscheidungen zu treffen und die Projekte, die wir in Brasilien haben, durchzuführen.

Gibt es etwas, das du dir persönlich, aber auch HUBER für die Zukunft wünschst?

Lucas Funari: Dass wir aus dieser komplizierten Situation (Corona, Anm. d. Red.), die wir alle gerade durchmachen, gestärkt hervorgehen und mit neuen Projekten in Brasilien und in der Welt weiterhin zur Erhaltung der Natur beitragen können. Auf persönlicher Ebene hoffe ich, diese Gelegenheit in Deutschland nutzen zu können, mich menschlich und beruflich weiterzuentwickeln. Und vor allem möchte ich immer weiter lernen – schließlich haben wir auf dieser Welt viel zu lernen.